Omar Sharif junior: „Ich fühle mich nirgends zu Hause“
Herr Sharif junior, Sie sind in Montreal zur Welt gekommen, in Kairo, Paris und Florida aufgewachsen, haben in Kanada und Großbritannien studiert, in Ägypten gemodelt, am Lee-Strasberg-Institut in New York Schauspiel gelernt und in vielen Ländern vor der Kamera gestanden. Wussten Sie sofort, wo Sie waren, als Sie heute Morgen aufgewacht sind?
Das wurde mir spätestens klar, als sich die Stadt West Hollywood bei mir gemeldet hat. Die Wasserversorgung ist aus rätselhaften Gründen zusammengebrochen. Ich hätte mir gern für Sie die Haare gewaschen, das ging aber heute nicht. Deswegen trage ich eine Kappe!
Danke für die Mühe! Aber im Ernst: Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Ich fühle mich nirgendwo zu Hause, genau wie mein Großvater. Omar Sharif hat Ägypten in den Sechzigerjahren während der Regierung Nasser verlassen. Es war damals schwer, Visa zu bekommen, um in Amerika oder anderen Ländern zu drehen. Obwohl Ägypten angle Heimat war, ging er lange nicht zurück. Auch ich habe Ägypten den Rücken gekehrt, 2012, als die Muslimbrüder an die Macht kamen. Seitdem war ich nicht mehr dort und lebe wie mein Großvater aus dem Koffer.
Gefällt Ihnen dieser Lebensstil?
Man wird dadurch zu einem Weltbürger. Das ist positiv. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass man als Weltbürger nirgendwo dazugehört. Das macht es schwer, Wurzeln und Beziehungen zu entwickeln. Mit der Zeit stellte sich eine Art nomadische Einsamkeit ein.
Ich könnte mir vorstellen, dass sich das Gefühl der Einsamkeit noch verstärkt hat, als Sie sich während des Arabischen Frühlings als schwul geoutet haben. Wie Sie in Ihrem Buch „A Tale of Two Omars“ schreiben, dauerte es allein drei Monate, bis Sie der LGBTQ-Zeitschrift „The Advocate“ den Essay zu Ihrer Homosexualität schicken konnten.
Es war eine unglaublich schwere Entscheidung. Aber sobald ich sie getroffen hatte, wurde es leichter. Es gibt nichts Leichteres, als man selbst zu sein.
Wie war es für Ihre Familie?
Meine Familie war vor allem durch das Timing überfordert. Sie meinte, in Zeiten von politischem Umbruch und Muslimbrüdern sei das Coming-out zu gefährlich. Ägypten begann damals, sich zurückzubewegen und islamischer zu werden. Nicht nur bei LGBTQ-Rechten, sondern auch bei religiösen Minderheiten und Frauenfragen. Die Muslimbrüder waren zwar nicht lange an der Macht, aber Morddrohungen bekomme ich heute noch.
Mehr als zehn Jahre später?
Ja, ungebremst und fast täglich. Meistens in sozialen Medien. Die Drohungen dort nehme ich nicht so ernst. Meine Mutter beunruhigen sie aber trotzdem. Sie meint, ich solle die Kommentare löschen, um andere nicht auf dumme Gedanken zu bringen. Man kann aber Hass nicht löschen, indem man Kommentare löscht.
Nicht nur Ihre Rolle als wohl erster offen schwuler Prominenter eines arabischen Landes kam nicht bei allen gut an. Auch Ihre jüdische Herkunft, die Sie gleichzeitig öffentlich machten, stieß vielen auf.
Ich habe nicht nur durch meinen Vater Tarek Sharif und seinen Vater eine bewegte Familiengeschichte. Die Mutter meiner Mutter überlebte das Warschauer Ghetto und mehrere Konzentrationslager, auch Auschwitz. Ihr Mann, mein Großvater, war ebenfalls ein Überlebender des Holocausts. In meiner Kindheit haben wir muslimische und jüdische Feiertage zelebriert, ohne besonders religiös zu sein. Mein Großvater Omar Sharif kam übrigens als Kind katholischer Eltern zur Welt. Er konvertierte später zum Islam, um meine Großmutter, die ägyptische Schauspielerin Faten Hamama, heiraten zu können.
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